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Ein Konzert, ein Jahr im Internet

„geo-sounds“ ist ein Geologie-Musik-Projekt, in dem 50 deutsche und polnische Jugendliche (13 - 15 Jahre) aus Markkleeberg, Leipzig, Görlitz, Zgorzelec und Krakau über einen Zeitraum von insgesamt 20 Monaten miteinander lernen, komponieren, musizieren und sich künstlerisch austauschen.


Im letzten halben Jahr  komponierten die Schüler geo-sounds, ein Musikstück, das die Erdentwick-lung der 50 Millionen Jahren des Kohle-Reifungsprozesses widerspiegelt. Dabei haben sie mit dem Geologen Dr. Frank W. Junge und den Komponisten Carsten Hennig, Knut Müller, Dominik Lewicki, Piotr Peszat sowie Steffen Reinhold zusammengearbeitet. Am 22. Mai, 18.30 Uhr im Wichernhaus Görlitz wird das Musikstück von den Schülern gemeinsam mit dem Mendelssohn Kammerorchester Leipzig uraufgeführt. Zu Beginn des Konzerts stellen die Jugendlichen vor, wie sie an die musikali-sche Umsetzung der Zeitalter Moor, Flusslandschaften, Meer, Eiszeit, Warmzeit herangegangen sind. Mit der Uraufführung des fünfteiligen, etwa 45-minütigen Stücks „geo-sounds“, genau 19.00 Uhr wird gleichzeitig die ein Jahr dauernde Internetkomposition gestartet, eines der längsten Musikstücke der Welt!

Für die Internetkomposition nahmen die Schüler mit dem Mendelssohn Kammerorchester Leipzig einzelne Motive im Tonstudio auf. Der Klangkünstler Johannes Krause hat eigens für geo-sounds ein Soundprogramm entwickelt, das diese Motive nach einer genauen geologischen Zeitskala verarbeitet. So verdichtet die Internetkomposition 50 Millionen Jahre Erdentwicklung zu einem Jahr Musik, zu hören unter www.geo-sounds.de

Das sind die beteiligten Kompositionsgruppen

Dresden/Görlitz Johann Baron, Ferdinand Büchner, Friederike Büchner, Benjamin Lechner, Ion López, Malte Tietz, Leo ZwiebelLeitung: Carsten Hennig, Komponist


Kraków
Maciej Dereń, Gabriela Fijoł, Aleksandra Dzioba, Wojciech Krupiński, Dominika Murzyn, Bartosz Nieroda, Krzysztof Pala, Alina Prochowska, Wiktoria Śladowska, Rafał Ślusarczyk, Tomasz Wojakowski
Leitung: Piotr Peszat, Komponist


Leipzig Tim Frömming, Pia Elisabeth Lorber, Jacob Kellner, Erik-Simon Killenberg, Lina Märtens, Hannah Philipp, Linda Mae Poetsch, Janek Roffler, Ruben Sabel, Johanna Wend Leitung: Steffen Reinhold, Komponist und musikalische Leitung geo_sounds!


Markkleeberg Pauline Braune, Rosa-Lou Colbow, Annemarie Hoffmann, Ferdinand Krumbügel, Saphire Penquitt, Gregor Reinhold, Ida Siebenhaar Leitung: Knut Müller, Komponist


Zgorzelec
Ada Dworak, Patrycja Jarmuszkiewicz, Juliusz Stępień, Anna Suszek, Aleksandra Wojnarowicz, Adrianna Wołowicz, Kornelia Zienkiewicz
Leitung: Dominik Lewicki, Komponist

Mehr rund um das Projekt erfahren Sie auf unserer Internetseite www.geo-sounds.de

Deutsch Polnisches Schülerkompositions-Projekt zum Thema Braunkohle

Im Februar 2013, lud unser Orchester zu einem ganz besonderen Konzert in die Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“, Leipzig. Das Thema des Konzertes, welches das Orchester mit deutschen und polnischen Schülern gestaltete, war: geo_sounds! Das Konzert war der öffentliche Auftakt eines neuen Projektes unseres Orchesters, mit welchem wir die Tradition Mendelssohns fortsetzen. Das nächste Konzert dieses Projektes ist am 22. Mai. An diesem Tag wird wird die Internetseite www.geo-sounds.de und ihre ein Jahr andauernde Internetkomposition feierlich mit einem Konzert im Wichernhaus Görlitz eröffnet.

„geo_sounds!“ ist ein Projekt, in dem fünfzig Jugendliche aus fünf Städten über einen Zeitraum von insgesamt 20 Monaten miteinander lernen, komponieren, musizieren und sich künstlerisch austauschen. Kern des Projekts ist eine Internetkomposition, die Jugendlichen die Möglichkeit bietet, sich über die geo_sounds! Website interaktiv mit dem Thema auseinanderzusetzen und künstlerisch einzubringen. Die Eröffnung der Website findet am 200. Geburtstag Richard Wagners mit einem Eröffnungskonzert statt und ist unsere Antwort auf Wagners Aufforderung „ Kinder schafft Neues!“.

 

Wie klingt Kohle?

Im Leipziger Raum, in der Lausitz, in weiten Teilen Schlesiens sind sie zu finden: riesige Löcher, in denen der Mensch der Natur die Kohle entriss. 50 Millionen Jahre brauchte es bei Leipzig, 25 Millionen Jahre in der Lausitz, bis aus Pflanzenresten Braunkohle wurde, die wir zum Heizen oder zur Verstromung nutzen. In den Tagebaufolgelandschaften werden die Löcher geflutet und locken zum Baden und Segeln. Woanders jedoch werden nach wie vor sorbische Dörfer abgebaggert und geht der Braunkohleabbau weiter, um den Hunger nach Energie zu stillen.


Durch Inkohlung wird aus Pflanzen Kohle. Pilze und Bakterien bauen Kohlehydrate und andere Stoffe ab und wandeln die Reste zunächst in Torf um. Unter teilweisem bis vollständigem Sauerstoffabschluss wird dann immer mehr Wasser und Kohlenstoff ausgeschieden, bis über Millionen Jahre Kohle entsteht: die lockere Braunkohle, die dichtere Steinkohle, und am Ende Anthrazit, das fast vollständig aus Kohlenstoff besteht. Während all dies unter der Oberfläche ablief, wurde das Gebiet wechselnd von Flüssen durchzogen, von subtropischen Flachmeeren und von kilometerdicken Eisschichten bedeckt. Über die Erde bewegten sich Tiere wie Riesenschlangen, Krokodile, der bis zu zwei Meter hohe Riesenlaufvogel Diatryma, fuchsgroße Urpferde, Tapire, Nashörner u.s.w., bis schließlich in unsren Tagen Wölfe, Bären und Elche nur noch gelegentlich auftauchen. Da gab es Farne, Riesenschachtelhalme und viele andere in einem ständigen Prozess von Kommen und Gehen. Die Zeit stand nie still.


Wie könnte das klingen, wenn man diese fünfzig Millionen Jahre in einem Musikstück zusammenfasst? Wenn man fünf Gruppen von je zehn jugendlichen Komponisten einlädt, ein klingendes Konterfei der Braunkohlebildung zu entwerfen und uns hören zu lassen? Werden wir hören, wann es kalt war und wann warm? Werden wir hören, wie das Wasser zu Eis wird oder zu Dampf? Werden wir den Wind hören? Das Verfaulen? Die Umwandlung von einem Stoff in den anderen, eben den „Stoffwechsel“?


Richard Wagner, der heute vor 130 Jahren starb, hatte nur ein romantisches Orchester zur Verfügung, um in Tönen zu malen, wie er die Vorzeit empfand. Unsere jugendlichen Komponisten haben ein Kammerorchester, aber auch digitale Möglichkeiten zur Verfügung. Und sie werden am 22. Mai 2013 für ein Jahr eine Website eröffnen, auf der die Besucher ganz unterschiedliche Klangbilder hören und zusammenstellen können. Wie klingt Kohle? Das kann dann jeder auf vielfältige Art erfahren!

(Foto: Mathias Schäfer)

Mit den "besonderen Projekten" möchte das Mendelssohn Kammerorchester Leipzig die großen Leistungen Felix Mendelssohns
in die heutige Zeit adaptieren.
Neben der Integration zeitgenössischer Stücke in die Konzertprogramme sieht es eine Aufgabe darin, die junge Generation für klassische Musik zu begeistern und u.a. durch das Engagement von Nachwuchssolisten zu fördern.