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“Landscapes” verbindet vier europäische Schulen

„Landscapes“ - European Pupils Composition Project (EPCP) verband Schüler aus vier europäischen Schulen in einem künstlerisch-kreativen Prozess. Das Projekt gab ihnen die Möglichkeit, in einen interkulturellen Austausch zu treten, in welchem sie zeitgenössische Kultur im Spannungsfeld zwischen Tradition und Innovation erleben konnten. Mit einer erfüllten ästhetische Praxis konnten sie ihren Bildungshorizont und ihre Wahrnehmungsfähigkeit erweitern. Die Schüler sollten durch den kreativen Umgang mit Musik, anderen Kunstformen, Sprachen und modernen Medien das „Eigene“ und das „Fremde“ besser verstehen, gemeinsame kulturelle Wurzeln und ihre individuellen Ausprägungen entdecken und kulturelle Identität erfahren. Das Projekt diente der europäischen Integration junger Menschen, wobei die Musik das wichtigste Medium der Kommunikation sein sollte. Die Schüler sollen sich als Teil der modernen europäischen Kultur fühlen, die sie durch ihre künstlerische Arbeit bereichern. Gemeinsam mit Gregor und Sibylle Nowak, den Leitern des Mendelssohn Kammerorchesters Leipzig, initiierte Steffen Reinhold (Musikpädagoge an der Hochschule für Musik und Theater Leipzig und Komponist) 2009 dieses Projekt. Dazu wurden vier Schulen eingeladen: die Thomasschule zu Leipzig, das Europäische Gymnasium Dr. P. Rahn & Partner in Zielona Góra, die Fachschule für Gastronomie und Tourismus in Budapest und das Gymnasium im Stift Neuzelle.


Möglich wurde das Projekt Dank der Förderung durch das Comenius-Programm. Interessierte Schüler konnten sich in den Schulen für das Projekt melden und erhielten seit September 2009 Unterricht von den Komponisten Slawomir Koz?owski (Zielona Góra), Márton Levente Horváth (Budapest) Sebastian Elikowski –Winkler (Berlin/Neuzelle) und von Steffen Reinhold in Leipzig. Um möglichst viele Schüler einzubinden und um verschiedenes kreatives Potenzial nutzen zu können, wurde das Projekt fächerübergreifend angelegt. So beteiligten sich an der Leipziger Schule fast die gesamte Klassenstufe 8 in den Fächern Kunst, Deutsch und künstlerisches Profil. Es entstanden zahlreiche Bilder, Graphiken, Fotos, Collagen, Objekte und Gedichte zum Thema „Landscapes“. Im Zentrum des Projektes standen die Kompositionskurse. Die Arbeit gestaltete sich so, dass die Schüler zunächst gemeinsam (Neue) Musik hörten, nach dieser malten, mit ihren eigenen Instrumenten improvisierten, einiges über Instrumentation und Komposition lernten, über musikästhetische Ansichten debattierten und schließlich ihr eigenes Stück konzipierten.


Der Austausch zwischen den Schulen wurde dadurch angeregt, dass die jeweiligen Gruppen Fotos ihres Arbeits- und Lebensumfeldes machten, mit denen sie sich den anderen vorstellten. Damit erhielten die Schüler die Möglichkeit, sich in ihrer entstehenden Musik auf die jeweils anderen „Kulturlandschaften“ zu beziehen.Ein wichtiger Meilenstein des Projektes war ein erstes viertägiges Treffen der Kompositionskurse im Februar 2010 in Neuzelle. Es war bemerkenswert, wie die anfängliche Distanz zwischen den Schülergruppen von Tag zu Tag schrumpfte. Dazu haben verschiedene musikalische Spiele und Improvisationen, aber auch Sprachspiele beigetragen, in denen die Gruppen permanent „gemischt“ wurden, in denen die Teilnehmer aufeinander reagieren und sich helfen mussten. Auf diese Weise wurden kulturelle Unterschiede besonders deutlich. Diese waren zwar letztlich nicht explizit Gegenstand der Auseinandersetzung in den komponierten Stücken, sie haben aber ein Nachdenken über das „Fremde“ in Gang gesetzt, weil es selbst erlebt wurde. Die Musik bot diesbezüglich den medialen Rahmen, in dem diese Auseinandersetzung stattfand.


In den folgenden Wochen wurde intensiv an den Kompositionen gearbeitet. Die Schüler waren angehalten, den Prozess immer wieder zu reflektieren und ihre Schritte und Arbeitsergebnisse selbständig zu dokumentieren. Dazu wurde ein Internetblog eingerichtet, mit dem die Ergebnisse allen Partnern gegenseitig zur Verfügung gestellt wurden. Der bisherige Höhepunkt des Projektes war ein mehrtägiger Workshop aller Beteiligten im Mai 2010 in Leipzig, bei dem die Moderation der Konzerte vorbereitet wurde. Besonders spannend war der Moment, als die Schüler zum ersten Mal ihre Stücke vom Mendelssohn Kammerorchester gespielt hörten. Mit großer Ernsthaftigkeit bemühten sich die Musiker unter der Leitung von Gunnar Harms, die Ideen der Schüler so genau wie möglich umzusetzen.


Die Qualität der entstandenen Stücke war erstaunlich, vor allem, da die Schüler sehr unterschiedliche musikalische Vorerfahrungen hatten: einige konnten vor dem Projekt kaum Noten lesen oder ein Instrument spielen, andere hatten sich ausschließlich als Punk-Musiker betätigt. Es gab auch einige gute „klassische“ Instrumentalisten, aber die hatten keine Erfahrung im Erfinden von Musik.Die erste Aufführung der neuen Stücke fand schließlich am 10. Mai 2010 zum Schülerkonzert im Leipziger Gewandhaus statt. Die 33 Nachwuchskomponisten/innen, zwischen 13 und 18 Jahren erläuterten dem gleichaltrigen Publikum ihre künstlerischen Absichten und demonstrierten anschaulich den Kompositionsprozess, bevor die Stücke vom Ensemble gespielt wurden. Es folgte am Abend ein öffentliches Konzert in der Thomasschule und am nächsten Tag begaben sich die Schüler, die Musiker und die Komponisten gemeinsam auf eine Konzertreise in die Partnerstädte. Besonders für die Schüler war diese Reise ein vielfältig bereicherndes und nachhaltiges Erlebnis.


In der Fortsetzung des Projektes konnten die Schüler nun ihre Erfahrungen verarbeiten, an ihre Kompositionen weiterarbeiten oder einzelnes überarbeiten und so die CD-Aufnahme im März 2011 vorbereiten. Diese wird mit allen Beteiligten in Altenburg stattfinden. In diesem Zusammenhang soll das gesamte Projekt abschließend dokumentiert und ausgewertet werden. Es wird zu fragen sein, inwieweit die Ziele des Projektes erreicht wurden, den Schülern die Möglichkeit zu geben, sich über die jeweiligen Landes- und Sprachgrenzen hinweg im direkten Austausch und Vergleich ihrer kulturellen Identität bewusst zu werden, Gemeinsamkeiten und Unterschiede aufzuspüren und durch die gemeinsame Arbeit einen eigenen Beitrag zur Toleranz und zum Zusammenwachsen in Europa zu leisten.

 

Das Projekt wurde teilweise mit einer Videoaufzeichnung dokumentiert. Einzelne Arbeitsphasen und Konzertausschnitte sind in einer 30-minütigen Dokumentation zu sehen. Das Konzert in der Thomasschule in Leipzig wurde mit fünf Kameras mitgeschnitten und ist in voller Länge (einschließlich der Moderation der Schüler) zu sehen.

 

Die Arbeitsergebnisse der Fächer Kunst, Deutsch und künstlerisches Profil u. a. sowie die Dokumentation des Projektverlaufs sind auf dem Internet-Blog http://blog.mko-leipzig.de zu finden.

http://www.youtube.com/watch?v=OROtAdTYBI8&feature=related

Mit den "besonderen Projekten" möchte das Mendelssohn Kammerorchester Leipzig die großen Leistungen Felix Mendelssohns
in die heutige Zeit adaptieren.
Neben der Integration zeitgenössischer Stücke in die Konzertprogramme sieht es eine Aufgabe darin, die junge Generation für klassische Musik zu begeistern und u.a. durch das Engagement von Nachwuchssolisten zu fördern.